Wichernschule darf nicht einfach geschlossen werden

Kommunalpolitik

Förderschulzentrum wichtig für Dorsten

Im Dezember 2012 beschloss der Rat der Stadt Dorsten die Errichtung eines kommunalen Förderschulzentrums. Die städtische Haldenwangschule und die in Trägerschaft des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) liegende Raoul-Wallenberg-Schule sind davon nicht betroffen. In der Konsequenz dieses Beschlusses wurde die Wulfener Korczak-Schule im Januar 2013 aufgelöst. Um deren Förderschwerpunkt „Emotionale und soziale Entwicklung“ wurde der Förderschwerpunkt „Lernen“ der Von-Ketteler-Schule zum 01.02.2013 ergänzt. Die Astrid-Lindgren-Schule soll nach Fertigstellung im Förderschulzentrum aufgehen.

Aufgrund des Platzmangels in den ursprünglichen Räumlichkeiten der Von-Ketteler-Schule wurde das Gebäude der ehemaligen Korczak-Schule bis zum Ende des Schuljahres 2013/2014 als Teilstandort der Von-Ketteler Schule genutzt. Nach dem Einzug der Raul-Wallenberg-Schule in das Gebäude im August 2014 werden die Schülerinnen und Schüler der Von-Ketteler Schule zu einem großen Teil in Containern am eigentlichen Standort unterrichtet.

Bereits im Juni 2012 beschloss der Rat der Stadt Dorsten im Rahmen des Haushaltssanierungsplans (HSP) Einsparungen aufgrund der Fortschreibung der Schulentwicklungsplanung, womit laut HSP-Maßnahmenkatalog die Schließungen weiterer Schulstandorte gemeint sind.

In einer aktuellen Berichtsvorlage hat die Verwaltung der Stadt Dorsten dem Schulausschuss des Rates im März die Schließung der Wiechernschule empfohlen. Dies sei aus Sicht der Verwaltung sinnvoll, da mit einem Streich die genannte HSP-Maßnahme umgesetzt und zum anderen das Förderschulzentrum mit dem dann freien Gebäude der Wichernschule und der sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu dieser befindenden Von-Ketteler-Schule errichtet werden könnte.

Gegen diesen Plan regte sich seitens der Eltern der Wichernschüler großer Widerstand, dem sie sich im Vorfeld der vergangenen Sitzung des Schulausschusses lautstark mit Pfeifen, Trommeln und Transparenten vor dem Ratssaal Luft machten.

Die Jusos Dorsten plädieren für die Umsetzung der uneingeschränkten Inklusion und halten die Aufrechterhaltung eines Förderschulangebots in Dorsten hinsichtlich einzelfallgerechter Förderungen für notwendig. „Auf das gemeinsame Lernen von behinderten und nicht behinderten Schülern besteht zwar ein Rechtsanspruch, jedoch keine Pflicht. Der Wille der Eltern und der jeweiligen Schülerin bzw. des jeweiligen Schülers sind an dieser Stelle entscheidend und zu respektieren. Es kann daher nicht vorhergesagt werden, wie sich der Inklusionsanspruch auf die Entwicklung der Schülerzahlen im Förderschulbereich auswirkt. Darüber hinaus kann es beispielsweise kaum im Interesse eines mehrfach-schwerstbehinderten Kindes sein, dass es eine Regelschule besucht. Eine individuelle Betreuung und Förderung, die für die bestmöglichste Entwicklung der Schülerinnen und Schüler von Nöten ist, kann hier nicht geleistet werden. Der Besuch einer Regelschule wäre für die Entwicklung des Kindes also nachteilig“, bekräftigt Juso-Vorsitzender Philip Grabowski.

Die Schaffung eines Zentrums und damit die örtliche Zusammenlegung der kommunal betriebenen Dorstener Förderschulen ist vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und damit verbundener sinkender Schülerzahlen vernünftig und sinnvoll. Kritisch sehen die Jusos jedoch die Schließung der Wichernschule. „Die Berichtsvorlage, welche die Schließung der Wichernschule vorsieht, ist ohne belastbare Zahlen bezüglich der Entwicklung der Anmeldezahlen an der Wiechernschule erstellt worden“, sagt Tim Klose, Vorsitzender der Jusos Dorsten und ergänzt: „Der zugrunde liegende Schulentwicklungsplan ist schlichtweg zu alt und kann daher nicht als Entscheidungsgrundlage dienen.“ Die Zahlen des Schulentwicklungsplans von 2012 dürften sich unter Berücksichtigung des Neubaugebiets im Marienviertel, das derzeit erschlossen wird, deutlich nach oben korrigieren. Ein derartiges Neubaugebiet zieht erfahrungsgemäß junge Familien mit Kindern an. „Es wäre fatal, wenn dann ein wichtiger Grundschulstandort geschlossen würde“, fasst Tim Klose zusammen.

Die Jusos begrüßen die Reaktionen der im Rat der Stadt Dorsten vertretenen Fraktionen von SPD, Grünen, Linken und FDP. Mit ihnen wird es ohne Weiteres keine Schließung der Wichernschule geben.

Einzig und allein die CDU-Fraktion, machte deutlich der Verwaltungsvorlage zustimmen zu wollen. Die Jusos bewerten dieses Verhalten als unreflektiertes Abnicken unter Missachtung aktueller, teilweiser unkonkreter und unbekannter Entwicklungen. Umso erstaunlicher ist die Haltung der CDU
vor dem Hintergrund der eingeleiteten Umstrukturierung und dem damit verbundenen Erhalt derGrundschule in Deuten, einer offenkundigen schwarzen Hochburg. Hier werden im neuen Schuljahr lediglich acht Schülerinnen und Schüler eingeschult, die dann an einem jahrgangsübergreifenden Unterricht teilnehmen. Um den Standort zu sichern, wurde die Grundschule aus dem naheliegenden Verbund mit der Wulfener Wittenbrinkschule herausgelöst und als Teilstandort der Östricher Wilhelm-Lehmbruck-Schule implementiert. Vernünftige Erwägungen sind hierbei weder aus pädagogischer noch aus wirtschaftlicher Sicht zu erkennen. Es bleibt der Eindruck eines widersinnigen Wahlgeschenkes, das die CDU nach der vergangenen Kommunalwahl einlöst. „Es scheint so, als ließe die CDU die Bürgerinnen und Bürger – in diesem Fall im Marienviertel – hängen, sobald ihr vermeintlich eigenes Klientel befriedigt ist“, so Swen Coralic, Ratsherr und aktives Juso-Mitglied.

Die Jusos werden die Entwicklung in der Angelegenheit Förderschulzentrum/Wichernschule weiterhin kritisch begleiten.

 
 

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