#gerecht ist, wenn die Pflege endlich angemessen finanziert wird

Bundespolitik

Hey, ich bin Kevin. Ich habe eine dreijährige Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger gemacht und arbeite nun seit anderthalb Jahren auf einer Intensivstation für Thoraxchirurgie. Die Ausbildung bestand zur Hälfte aus Unterricht in einer Pflegeschule und zur anderen Hälfte aus Praxiseinsätzen, die mir diverse Fachgebiete der Medizin näher brachten, aber auch die Arbeit in der Psychiatrie sowie der Ambulanten- und Altenpflege. Mit voranschreitendem Ausbildungsstand habe ich immer mehr Aufgaben übernehmen können und habe zum Ende hin Patienten größtenteils alleine versorgt.
 

Der Beruf erfordert viel Flexibilität, denn man arbeitet im normalen Krankenhausbetrieb im Dreischichtsystem. Das bedeutet, dass man sowohl im Früh-, Spät- als auch im Nachtdienst arbeiten muss. Flexibilität heißt auch: jedes zweite Wochenende zu arbeiten.

Durch die verschiedenen Stationen, die ich in meiner Ausbildung kennengelernt habe, habe ich auch oft mitbekommen, dass es zu wenig Personal gab. Die Arbeitsbelastung steigt, die Dienstpläne werden schlechter. Man arbeitet teilweise zwölf Tage am Stück, hat Spätdienste und muss am nächsten Tag um 6 Uhr morgens wieder zum Frühdienst auf der Arbeit sein und wird regelmäßig vom Vorgesetzten angerufen, doch nochmal einen Extradienst zu machen. Die Überstunden häufen sich an, die Wahrscheinlichkeit, dass Fehler passieren, steigt. Leidtragende sind nicht nur Angestellte, sondern auch die Patient*innen, um die es ja schließlich in einem Krankenhaus gehen sollte.

Gerecht ist, wenn Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen mit ausreichend Personal ausgestattet sind. Doch dazu braucht es mehr Geld im Gesundheitssystem. Das könnte durch eine Bürgerversicherung gewährleistet werden. Wenn alle in die Krankenkassen einzahlen, profitiert das Gesundheitssystem und damit am Ende alle.

Neben den Pflegekräften treffe ich im Krankenhaus auf viele weitere Azubis. So z. B. Medizinisch-technische Laborassistent*innen, Radiologie-assistent*innen oder auch Physiotherapeut*innen. Auch diese Ausbildungen sind wie meine eine Mischung aus Schule und Praxis. Die Physiotherapeut*innen stehen am Patientenbett und mobilisieren Patient*innen oder machen Bewegungsübungen mit diesen, die MTRAs helfen in der Röntgenabteilung oder im CT und die MTLAs sind im Labor. Mit höherem Ausbildungsstand übernehmen auch sie immer mehr Aufgaben und Verantwortung. Der einzige Unterschied:  alle genannten Berufe zählen als „Schulische Ausbildung“. Heißt: sie sind unbezahlt. Eine weltfremde und ungerechte Regelung, die geändert werden muss. Wer eine anspruchsvolle Ausbildung macht, soll auch ordentlich bezahlt werden. Gerecht ist eine angemessene Mindestausbildungsvergütung!

 
 

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