Erinnern für die Zukunft – Gedenken an die Zerstörung Dorstens am 22. März 1945

Gesellschaft

Der 22. März 1945 war ein sonniger und warmer Frühlingstag in Dorsten. Die Menschen gingen an jenem Donnerstagmorgen ihren Geschäften nach oder machten Besorgungen. Es herrschte das alltägliche Treiben – bis 10:10 Uhr. Alliierte Bomberverbände richteten mit mehr als 3.000 Bomben ein vernichtendes Inferno in der Dorstener Altstadt und im Dorf Wulfen an. Der Schrecken, der sich von deutschem Boden seit 1939 über Europa ausgebreitet hatte kehrte mit voller Härte zurück – an diesem Tag nach Dorsten. Über 300 Menschen in Dorsten und 22 Menschen in Wulfen verloren ihr Leben. Das alte Dorsten existierte nicht mehr.

Unter dem Titel „Erinnern für die Zukunft“ gedachten heute, am 22. März 1945, zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, darunter auch Vertreter von Parteien, Vereinen und Verbänden, in zentralen Gedenkfeiern der Zerstörung vor 70 Jahren.

In Wulfen organisierte der dortige Heimatverein eine ökumenische Gedenkveranstaltung auf dem Wulfener Friedhof. Drei Tage nach dem Bombardement wurden die 22 zu Tode gekommenen Wulfenerinnen und Wulfener dort in einem Gemeinschaftsgrab beigesetzt. Nach einem Hochamt in der Pfarrkirche St. Matthäus zogen die rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter Glockengeläut, das pünktlich um 10:10 Uhr, dem Beginn der Bombardierung Wulfens, ertönte, zum Friedhof. Hier sorgten der Wulfener Männergesangsverein und die Bläser-Gruppe der Gesamtschule für die musikalische Begleitung.

Um 14 Uhr wurden die Gedenkveranstaltungen fortgesetzt. Die Feuerwehrsirenen im gesamten Stadtgebiet heulten eine Minute lang. Auf eindrucksvolle Weise gedachten die Schülerinnen und Schüler beider Dorstener Gymnasien der über 300 Toten in Dorsten. Sie hatten den Marktplatz mit hunderten menschlichen Kreideumrissen versehen, wozu sie auch die Umstehenden animierten. Ab 14:10 Uhr läutete zur Erinnerung an den Luftangriff 20 Minuten die Totenglocke von St. Agatha. Währenddessen inszenierten Schülerinnen und Schüler des St. Ursula-Gymnasiums die Momente der Bombardierung aus heiterem Himmel: Zunächst ging jeder einzelne sorgenfrei über den Marktplatz. Anschließend machte sich Angst und Schrecken breit. Alle liefen zusammen und kauerten sich auf den Boden. Nach einigen Momenten kamen weitere Schülerinnen und Schüler in die Szene und halfen den anderen auf. Den Abschluss bildete ein Kreis, in dem sich alle bei den Händen fassten und laut ausriefen: „NIE WIEDER!“

Anschließend fand eine Gedenkfeier in der St. Agatha Kirche statt, in der unter anderem auch eine Ausstellung zum 70 jährigen Gedenken der Bombardierung Dorstens zu sehen war, die die Schülerinnen und Schüler beider Gymnasien in einer Projektgruppe zusammengestellt hatten.

Bürgermeister Tobias Stockhoff wies auf die Bedeutung des 22. März 1945 für die Stadt hin: „Er ist für uns Dorstenerinnen und Dorstener kein Tag wie jeder andere. Er ist der größte Stolperstein in unserer Stadtgeschichte, der uns an unser moralisches Versagen als Volk und als Stadtgesellschaft währen des NS-Terrors erinnert.“

Philip Grabowski

 
 

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