Freibad-Diskussion: Fixe Idee oder ernsthafter Bürgervorstoß?

Kommunalpolitik

Seit nunmehr einem Monat hält die Freibad-Debatte in Dorsten an. Mit einer anfänglichen Initialzündung Thomas Soballas, der die Facebook-Gruppe „AGENDA Freibad Dorsten Holsterhausen“ gründete, gestartet, ist mittlerweile der Förderverein „Pro Freizeitbad“ gegründet worden. Das klingt zunächst nach einem stringenten Verlauf nach Plan. Man könnte meinen, da will jemand etwas bewegen. Aber halt: Tatsächlich wird die Initiative überschattet von Eitelkeiten, Streit, Uneinsichtigkeit und Trotz. Ein und derselbe Verein sei, so Soballa, vor der satzungsgebenden Versammlung zweimal gegründet worden. Soballa sei wegen öffentlicher Bezichtigungen und Verleumdungen zwischen ihm und den anderen Mitgliedern ausgebootet worden. Zwei Gruppierungen machen jetzt parallel weiter. Die AGENDA stellt den Förderverein in Frage. Dabei sieht es so aus als habe Letzterer in der Diskussion mehr Gewicht.

Die Gründung des Vereins scheint für den einen oder anderen in der Freibadbewegung kein Ausdruck zu sein, das ach so große Ziel „Dorstener Freibad“ voranzubringen, sondern vielmehr eine Bühne, um sich zu profilieren. Die ersten Auflösungserscheinungen lassen massiv an der Ernsthaftigkeit der Bewegung zweifeln.

Eine sachgerechte und vernünftige Auseinandersetzung über ein Freibad halten die Jusos Dorsten nur für möglich, wenn sich alle Beteiligten aussprechen, Ihre Differenzen ausräumen und Ihre Kräfte und Kompetenzen wieder bündeln. Es muss zwingend mehr Sachlichkeit und Übersicht in die Diskussion hineingetragen werden. Allen Beteiligten muss klar sein, dass ein neues Freibad ein langwieriger Prozess wird - sollte dieser tatsächlich begonnen werden. Man braucht Menschen, die bereit sind sich langfristig zu engagieren. Nachhaltigkeit ist das A und O. Es genügt keinesfalls populistische Forderungen zu stellen und auf „gefällt mir“ zu klicken.

Darüber hinaus müssen die organisatorischen und konzeptionellen Rahmenbedingungen der Freibad-Vision definiert werden. Dazu zählt unter anderem die Standortfrage. Das alte Freibad im Marienviertel ist definitiv keine Option. Das aktuell laufende Planungsverfahren im Zusammenhang mit der Montessori-Schule lässt den Standort ausscheiden. Auch die an das alte Areal herangerückten Wohnungsbauten verbieten den Betrieb eines Freibades aus Lärmschutzgründen. Ein Naturfreibad, beispielsweise am Blauen See oder Tillessensee, ist ebenso ausgeschlossen. Ersterer dient als Betriebskraftwerk der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft mbH (RWW), letzterer ist Eigentum der Quarzwerke und steht unter Bergaufsicht sowie Naturschutz, da sich u.a. zahlreiche Reihernester um den See befinden.

Eine weitere Frage stellt sich nach den Kosten für ein Freibad. Fest steht, dass die Stadt keine öffentlichen Aufwendungen tätigen kann. Die Sparmaßnahmen zur Erfüllung der Auflagen im Rahmen des Stärkungpaktes Stadtfinanzen lassen dies nicht zu. Argumente dagegen, die mit dem Stenkhoffbad in Bottrop kolportieren, lassen sich unschwer entkräften. Ein Bürgerentscheid pro Frei(zeit)bad hätte zur Folge, dass die Stadt in allen anderen freiwilligen Aufgabenbereichen massiv kürzen müsste. So auch in Bottrop geschehen. Es kann kaum im allgemeinen Interesse sein, den Rotstift an die Stadtbibliothek, die Musikschule oder die Dorstener Jugendheime anzusetzen. Folglich lehnen die Jusos Dorsten eine öffentliche Finanzierung kategorisch ab. Einzige Alternative ist die Finanzierung durch Vereinsgelder, Spenden und/oder private Investitionen.

Sollte einer Realisierung unter der Regie des Fördervereins Pro Freizeitbad oder durch private Unternehmung der Weg geebnet werden, wäre ein neues Freibad für die Dorstenerinnen und Dorstener mit Sicherheit eine Bereicherung. Der Weg dorthin ist allerdings steinig und schwer. Er erfordert einen starken Willen, einen langen Atem, großes finanzielles Kapital, langfristigen Einsatz und vor allem Sachlichkeit. Profilierungssucht, persönliche Eitelkeiten und Verwerfungen ersticken das Projekt hingegen schon im Keim.

Derzeit ist es ein schmaler Grat zwischen – mit Verlaub – Spinnerei und ernsthafter Bürgerinitiative. Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten.

Philip Grabowski

Foto: http://www.derwesten.de/img/incoming/crop8364215/0598509464-cImg0273_543-w656-h240/Luftbild-Dorsten-656x240.

*In der zuvor veröffentlichten Version war fälschlicherweise vom "Förderverein Pro Freibad" die Rede. Die korrekte Bezeichnung lautet "Förderverein Pro Freizeitbad".

 
 

WebsoziCMS 3.9.9 - 001825871 -