150 Jahre SPD: Heute – Teil 2

Allgemein

Die SPD wird dieses Jahr 150 Jahre alt. Wir haben „unseren“ Geburtstag groß am 7. Juni im Gemeinschaftshaus Wulfen gefeiert. In 50 Minuten nahmen die Jusos die Gäste mit auf eine Zeitreise durch eineinhalb Jahrhunderte Partei- Geschichte. Begleitet von Musik, Bildern und Film- Ausschnitten wurden die wichtigsten Stationen präsentiert. Wir veröffentlichen den Vortrag in loser Folge – zum Nachlesen. Viel Vergnügen!

Blicken wir nach Dorsten in das Jahr 1893. Die Dorstener SPD wird erstmals urkundlich erwähnt. Heute vor 130 Jahren

Die Anfänge der Sozialdemokraten in Dorsten liegen im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhundert. So verweisen uns Anfragen und Befehle aus dem Jahre 1894 der königlichen Landratsämter Osterburg und Recklinghausen und die gehorsamste Antwort aus Dorsten auf einen „Agitatoren“, den Steinmetz Georg Otto Körner:

„Dem königlichen Landrathsamt erlaube ich mir, bezüglich des ... in Dorsten aufhältlichen Militärpflichtigen, Steinmetz Georg Wilhelm Ernst Otto Körner, ergebenst mitzutheilen, dass Genannter gelegenthlich der Reichstagswahl 1893 im diesseitigen Kreise die Flugblätter und Wahlzettel für den Sozialdemokraten ausgegeben und sich an der Agitation lebhaft betheiligt hat“

Der Beigeordnete de Weldige aus Dorsten teilt mit: „Derselbe wird überwacht werden und gegebenenfalls sofort Bericht erstattet werden.“

Immerhin war das Verbot der Sozialdemokratie im Kaiserreich schon 1890 aufgehoben worden.

Aus Zeitungsmeldungen können wir die schwierige Situation der Sozialdemokratie, aber auch erste Erfolge in Dorsten und Umgebung im Kaiserreich erkennen.

So schreibt das Dorstener Wochenblatt am 31.10.1908:
„In letzter Zeit geben sich Vertreter der sozialdemokratischen Partei hier und in der Umgebung: Hervest, Holsterhausen, große Mühe, für ihre Sache zu agitieren.... Ehrensache muss es da für alle christlich und patriotisch gesinnten Männer und Jünglinge sein, diesem Treiben entschieden entgegenzutreten.“

Am 29.09.1911 schreibt das Wochenblatt über Stimmergebnisse im Wahlkreis Borken- Recklinghausen:
„Während der sozialdemokratische Kandidat es hier im Jahre 1898 nur auf einige tausend Stimmen brachte, entfielen auf ihn 1907 bereits 11415 Stimmen.“
Noch eine Meldung am 11.03.1914 in derselben Zeitung:
„Eine „rote Woche“ veranstaltet zurzeit die sozialdemokratische Partei, um ihren Organisationen und ihrer Presse wieder künstlich auf die Beine zu helfen.“

Die führenden Kreise wollen Deutschland zur beherrschenden Weltmacht machen: Das bedeutet erhöhte Kriegsgefahr. In fast allen deutschen Städten demonstrieren Sozialdemokraten für den Frieden. Aber sie können den Weltkrieg nicht verhindern. Am 25. Juli 1914, als die Kriegsgefahr immer größer wurde, erhob die SPD ihre warnende Stimme gegen den Krieg und das Völkermorden und betonte die internationale Völkerverbrüderung.

Die vaterländische Parolen erweisen sich als stärker als die Solidarität der Arbeiterklasse. Am 1. August 1914 wird vom Kaiser die Mobilmachungsorder unterzeichnet.
Liebe für das Vaterland auf der eine Seite und Glaube an die internationale Solidarität der Arbeiterbewegung bedeuten für die Sozialdemokratische Partei einen unlösbaren Konflikt.
Am 4. August 1914 stimmte die gesamte SPD- Fraktion im Reichstag für die von der Regierung geforderten Kriegskredite. Der Parteivorsitzende Hugo Haase erklärte dazu: „Wir lassen in der Stunde der Gefahr das Land nicht im Stich.“

Der 1. Weltkrieg endet im November 1918 mit der militärischen Niederlage Deutschlands. 70 Millionen Menschen standen unter Waffen. 17 Millionen bezahlten den Irrsinn mit ihrem Leben.

Politische und wirtschaftliche Krisen kennzeichneten die folgenden Jahre. Nach der November - Revolution entscheidet sich die Sozialdemokratische Partei Deutschlands und mit ihr die Mehrheit der Arbeiter- und Soldatenräte für die parlamentarische Demokratie.

Es lohnt sich, wieder einen Blick nach Dorsten zu werfen.

1918 nahm die Sozialdemokratie sofort in der sich bildenden deutschen Republik Verantwortung wahr. Die Gründung der Dorstener SPD am 1. Dezember 1918 und die erste öffentliche Frauenversammlung in Dorsten am 20.12.1918:
Dorsten, bisher von einem katholischen, konservativen Bürgertum geprägt, verändert sein Gesicht völlig durch die Gründung zweier Zechen, Baldur und Fürst Leopold. Und mit den Zechen kamen die Arbeiter, natürlich sozialistisch geprägt.

SPD-Stadtverband Dorsten

 
 

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