Eine bemerkenswerte Selbstdarstellung der CDU

Gesellschaft

Die CDU hat sich beschwert. Über Michael Baune, dem Ortsvereinsvorsitzenden der Hervester SPD. Weil er neben seinem Amt auch nocht arbeitet. Klingt seltsam, ist aber leider wahr. Wir haben reagiert:

Sie fahren gleich die wichtigsten Namen in ihrer Pressemitteilung auf, um von vornherein klar zu machen: das hier ist wichtig. Ein handfester Skandal. Etwas zum Aufregen. Etwas zum aus der Haut Fahren!

Bevor aber die Verbalinjurien beginnen, schiebt dieses trio infernale noch schnell aller Förmlichkeit halber die Beteuerung vorweg, dass man „politisches Engagement" „ausdrücklich begrüßen“ würde. Offenbar nur, wenn es von der richtigen Seite kommt. Die Kritik verläuft dabei unstrukturiert und wirr, klar wird lediglich, dass die CDU-Mannen etwas
an Baunes vermeidlich konfligierender Betätigung als SPD-Ortsvereinsvorsitzender in Hervest und gleichzeitig als LWL-Betriebsleiter auszusetzen haben.
Sie bringen Beispiele: Baune habe zwei Tage vorher eine SPD-Veranstaltung ausgerichtet und dazu Teilnehmer der Hervest-Konferenz eingeladen. Unerhört. Ich fahre aus der Haut. Wissen wir doch alle, dass Bürger -und gerade die eingeladenen- unfähig sind, eine einmal durch widerlichste SPD-Propaganda (bei einem solchen CDU-Prestigeprojekt!) gefasste Meinung zu revidieren. Die SPD, was erlaubt sie sich, nutzt ihre gute Vernetzung im Stadtteil, um daraus noch effektive Arbeit abzuleiten und schnelle Ergebnisse zu produzieren. Ein Vorgang, den den die CDU niemals auch nur in Erwägung zöge. Besser, man macht gar nichts.
Aber noch mehr hat der Politverbrecher Baune angestellt: Als SPD-Sprecher des Arbeitskreises 'Soziale Stadt Hervest'“ [sic!] habe Baune tatsächlich Kritik geübt, offenbar sogar Selbstkritik. „Ich empfinde so etwas als absurd.“ lässt Schwane verlautbaren. Wir können da nur zustimmen: Selbstherrlichkeit lässt anderer Leute Selbstkritik eben als einen vollkommen sinnlosen Akt der Verwirrung dastehen. Herr Samson, neuerlich bestätigter CDU-Ortsvorsitzender der Altstadt, demonstriert dabei, wie es richtig geht: Den Bau eines 3-stöckigen Wolkenkratzers, in dem suchtkranke Menschen wohnen – das sei nicht mit ihm und der CDU abgemacht. Und damit ist es so inakzeptabel. Überhaupt sollten wir uns bei dieser Gelegenheit überlegen, ob wir diese Sorte Menschen in der Nachbarschaft wohnen haben wollen. Ein Mann, ein Wort. Aber, und Herr Schwane mag dies ebenfalls als absurd empfunden haben, wurde dieser 3-Stöckige Bau vom Planungsamt gebilligt. Der Chef der Verwaltung, in Worten: der Bürgermeister, trägt dabei nur zufällig das gleiche Parteibuch wie Samson. Eine gleiche Gesinnung indes tragen sie offenkundig nicht.
Aber was ist nun mit Baune? Dem wird indes nur noch empfohlen, dass er „sich zukünftig zurücknehmen müsse“. Betriebsleiter sein und „SPD-Funktionsämter“ [sic!] tragen -und das gleichzeitig!- scheinen für die CDU ein unerträglicher Zustand. Zum Schluss, man glaubt es bei dieser „Bürgerpartei“ ja kaum, wird auch noch der Bürger als Kollektivopfer
vorgeschoben. Der Anspruch auf parteipolitische Neutralität der LWL sei ein Recht der Bürger.
Was sagt uns das? Folgendes: Die CDU in Dorsten scheint sich größere Sorgen darum zu machen, welcher der politischen Konkurrenten sich auf allen Ebenen engagiert, die er erreicht. Die CDU ist nervös: nein, da hat jemand Ahnung, da engagiert sich jemand. Da erreicht jemand etwas. Eine bewährte Lösung: Den Konkurrenten erst einmal durch den Dreck ziehen. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Ein Wort über den Ausgang der Hervestkonferenz, über den aktuellen Stand der Verhandlungen mit Tedo, die seit Monaten hinken und keinen unterschriftsreifen Vertrag zu Tage fördern, bleiben unerwähnt. Da müsste man ja ggf. sogar eigene Fehler eingestehen – wie wir wissen, wäre das „absurd“. Aber Michael Baune, übrigens kein Mandatsträger der SPD, der ist der Böse. Der, der die
Hervester erst an der Nase herum- und dann zu den falschen Plänen (weil: von der SPD) verführt. Das Volk ist dumm, Baune böse und die CDU bekommt bei solchen Bösewichten wirklich Angst. Die Herren Heddier, Stockhoff und Schwane trauen sich daher auch nicht mehr alleine vor die mediale Tür.

 
 

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