#gerechtist, wenn dein Bildungsweg nicht vom Elternhaus abhängt

Bundespolitik

Ich bin Susi, 25 Jahre alt und studiere an der Universität Bonn Politikwissenschaft im Master- und das ist bei weitem nicht selbstverständlich. Denn ich gehöre zu den wenigen, die hier in Deutschland studieren, obwohl die Eltern nicht studiert haben. Mein Vater floh damals aus dem Krieg in Jugoslawien und musste hier in Deutschland erstmal die Sprache lernen, um danach seine Ausbildung zum Industriemechaniker machen zu können. Meine Mutter wuchs in der fränkischen Provinz auf und wurde nach der Realschule Beamtin im mittleren Dienst. Klar, das sind beides keine schlechten Jobs. Während der Schulzeit habe ich aber bereits gemerkt, dass es einen Unterschied machte und ich nicht dieselben Voraussetzungen wie meine Mitschüler*innen hatte. Da sich meine Eltern relativ früh scheiden ließen, war meine Mutter mehr oder weniger auf sich allein gestellt, wenn es um meine Erziehung ging und auch darum mich in der Schule zu unterstützen. Aber sie wollte unbedingt, dass ich es schaffe und dafür war ihr nichts zu teuer, auch nicht die Mathe-Nachhilfe, ohne die ich es wohl gar nicht erst bis zum Abi geschafft hätte.
 

Als ich es dann aber in der Tasche hatte, hieß es: was nun? Ich wollte studieren, aber meiner Mutter wäre eine Ausbildung lieber gewesen. Sie hatte Zweifel, ob ich in diese Welt passen würde - und mal ganz ehrlich, natürlich ging es dabei auch um Geld. Und tatsächlich hatte ich oft Gefühl, dass es einem gerade bei der Finanzierungsfrage häufig schwerer gemacht wird, als notwendig. Der Bürokratiedschungel des BAföG-Amtes war alles andere als leicht zu durchkämmen. Als der Bescheid dann endlich da war, kam die Ernüchterung: Die Summe, die mir gewährt wurde, reichte nicht, um meinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Und sie schrumpfte von Jahr zu Jahr, weil meine Eltern mehr verdienten. Gleichzeitig stiegen meine Lebenshaltungskosten und auch die meiner Eltern. Die Berechnungen waren viel zu steif und unflexibel. Nach dem Wechsel des Studienganges hieß es dann ganz schnell: Bye bye BAföG.

An dieser Stelle muss ich klar sagen: nur weil ich das Glück hatte, ein Stipendium zu bekommen, ist es mir möglich Studium, Jusos, Arbeit und einfach nur Leben unter einen Hut zu bringen. Doch dieses Glück hat nicht jede*r. Deshalb ist es gerecht, die Bafög-Sätze endlich anzuheben, flexibler zu gestalten und unabhängig vom Geldbeutel der Eltern zu berechnen!

Meiner Meinung nach, sollte jede*r den eignen Weg bestreiten dürfen. Es darf schlicht und ergreifend nicht sein, dass manche Kinder weniger Chancen eingeräumt und mehr Steine in den Weg gelegt oder sie abgeschreckt werden, nur weil ihre Eltern nicht studiert haben. #gerechtist wenn jeder die gleichen Chancen erhält und jede*r das machen kann, was sie oder er wirklich will!

 
 

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